Kirchen in Nürnberg

Die Frauenkirche in Nürnberg

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Die Frauenkirche in Nürnberg

Die Frauenkirche in Nürnberg

Eine der ältesten Hallenkirchen Frankens, die auf Veranlassung Kaiser Karls IV. im Jahre 1352-1361 auf dem Hauptmarkt erbaut.
Seit 1816 ist die Frauenkirche eine katholische Stadtpfarrkirche.

Zur Geschichte der Frauenkirche:

Die Freie Reichsstadt Nürnberg bestand im hohen Mittelalter aus zwei Stadtteilen, welche, durch die Pegnitz getrennt, je von einer eigenen Mauerbefestigung umgeben waren. In der Mitte entstand, nördlich der Pegnitz, eine jüdische Siedlung mit einer Synagoge. Diese wurde 1349 bei einem Pogrom abgerissen. An deren Stelle legte man den heutigen Hauptmarkt und den nordöstlich liegenden Obstmarkt an. Vorher hatte man beide Stadtteile, durch eine gemeinsame Mauer über die Pegnitz hinweg, miteinander verbunden. Der dringend benötigte große Marktplatz wurde zusammen mit Kirche und Schönem Brunnen entworfen. Auf ihm sollten neben dem Marktgeschehen auch Volksversammlungen und festliche Turniere stattfinden.
Die im Krieg zerstörte und danach wieder erbaute Kirche wurde bis 1988, unter der Leitung der Architekten Peter Leonhardt und Hubertus Schütte, umfassend restauriert. Nur die Fassade und die nördliche und südliche Außenmauer sind noch original.
Die Frauenkirche am Hauptmarkt wurde 1355 von Kaiser Karl IV zur Ehre des Kaisertums, zur Ehre der Gottesmutter und zum Heil der Menschen gestiftet. Die Wappen der sieben Kurfürsten an der Brüstung und später auch das Bild des Kaisers zeigen, dass diese Stiftung auch an den Kaiser und an die Bedeutung Nürnbergs als kaiserliche freie Reichsstadt erinnern sollten.
Mit dem Bau der Frauenkirche unter dem Einfluss der Parler (bedeutende Baumeistergeneration, vgl. Prager Dom), beginnt die große spätgotische Zeit Nürnbergs.
Die Frauenkirche dient seit 1816 als katholische Pfarrkirche.
Schlag 12 Uhr mittags erscheinen die sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgraf bei Rhein) und erweisen dem Kaiser ihre Reverenz, genannt "Das Männleinlaufen".
Damit wird erinnert an die Goldene Bulle Kaiser Karls IV im Jahre 1356 in der festgelegt wurde, dass jeder neu gewählte König oder Kaiser seinen ersten Reichstag in Nürnberg halten müsse.
Der zierliche Giebel von 1508 ist das letzte Werk von Adam Kraft, welches der schon vom Tod gezeichnete noch mit letzter Kraft geschaffen hat. Durch eine blau/goldene Kugel wird die jeweilige Mondphase angezeigt.
Das Kirchenschiff steht auf quadratischem Grundriss mit gleich hohen Seitenschiffen. Die Frauenkirche ist eine der ersten Hallenkirchen Frankens.
Das klassische gotische Raumgefühl mit Richtung zum Altar und nach oben, wird erweitert, so dass der Raum auch in sich ruht. Dies ist eine Vorwegnahme des neuen Lebensgefühls.
Die gerundeten Tafelgemälde an den Säulen wurden 1816 aus der abgebrochenen Dominikanerkirche übernommen. Links ist die Auferstehung Christi um 1440 zu sehen. Rechts ist ein Epitaph des königlichen Küchenmeisters Michael Raffael um 1489 zu sehen, den heiligen Erzengel Michael als Seelenwäger darstellend. Die drastische Darstellung des Toten ist ein beredtes Zeugnis der Todesnähe dieser immer wieder von der Pest gezeichneten Zeit.
Der gesamte Chorraum wurde 1986 von Friedrich Koller aus Laufen bei Salzburg nach den Grundsätzen des II. Vatikanischen Konzils neu gestaltet: Der Altar, Symbol für Christus, sollte in der Mitte des gottesdienstlichen Geschehens stehen um zu zeigen, dass "der Herr ist in unserer Mitte ist, wenn wir in seinen Namen versammelt sind". Unter dem Altar befindet sich eine Reliquie des hl. Kaisers Heinrichs II. Im Chor sieht man lebensgroße Figuren: Links nähern sich die hl. Drei Könige der Gottesmutter; im Chorschluss sieht Johannes den Täufer und Christus als Schmerzensmann; rechts ist vermutlich die hl. Ludmila, Herzogin von Böhmen, zu sehen.
Der Altar wurde um 1445 von einem unbekannten Meister geschaffen. Er gilt als das bedeutendste Zeugnis der Nürnberger Tafelmalerei vor Dürer. Er wurde als Hochaltar geschaffen. Auf der Vorderseite von links zeigt er die hl. Monika im Gespräch mit ihrem Sohn, dem hl. Augustus; die Verkündigung, Kreuzigung, Auferstehung und die hl. Einsiedler Paulus und Antonius. Diese Tafelmalerei bildet mit ihrem Goldgrund und den schon sehr lebendig und persönlich gestalteten Figuren den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
In der Mitte der Nordwand befindet sich ein, von und für die Familie Pergenstorffer gestifteter, Sandsteinepitaph, welcher ursprünglich in der 1816 abgebrochenen Augustinerkirche aufgestellt war. Dieser wurde restauriert und seine ursprüngliche Farbfassung wurde freigelegt.
Das Grabmal zeigt Maria als Schutzmantelmadonna der Christenheit; links von ihr sind geistliche und weltliche Würdenträger der Christenheit und rechts von ihr Mitglieder der Stifterfamilie mit dem Wappen Pergenstorffer/Haller zu sehen. Diese Kombination ist sicher auch ein Ausdruck des Selbstbewusstseins und der Bedeutung der Nürnberger Handelsherren.
Die an den Wänden hängenden Totenschilde erinnern an die Mitglieder einer, von Kaiser Karl IV gestifteten marianischen adeligen Bruderschaft, der sogenannten "Fürspänger".
Die Reliefs über dem inneren Hauptportal stellen eine figurenreiche Kreuztragung und eine Grablegung Christi mit anbetendem Stifter dar.
Das Maßwerk des Michaelschores wurde nach der Kriegszerstörung in genauer Nachbildung neu erstellt. Der Erzengel Michael war der Patron des Kaisers und des Reiches.
Die Vorhalle überstand die Kriegszerstörungen. Ihr Figurenschmuck aus der Erbauerzeit um 1360, ist durch das Marienpatrozinium bestimmt. Im Tympanon über dem Innenportal die Geburt Christi, Hirtenverkündigung, Anbetung der Könige, darüber eine Darstellung Jesu im Tempel.
In den Kehlen der Gewölberippen weisen alle Figuren auf den kommenden Messias hin. Man sieht die Könige des Alten Testaments und Propheten und Heilige. Der Schlussstein stellt die Krönung Mariens dar.
Diese Kirche ist nicht nur ein Kunstwerk und ein Zeugnis des Glaubens unserer Vorfahren, sondern vor allem ein Ort des Gebetes. Sie lädt ein, von der Unruhe des Alltags frei zu werden und offen zu sein für Gott. 

Adresse:
Hauptmarkt 14
90403 Nürnberg
Sakristei Tel.: 0911/208337

Pfarramt Frauenkirche:
Winklerstr. 31
90403 Nürnberg
Tel.: 0911/206560
Fax: 0911/2065641

http://www.frauenkirche-nuernberg.de

Weitere Impressionen der Frauenkirche in Nürnberg


 

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Paul Giessner glänzt mit seinem fundiertem Wissen über die Geschichte und Kultur seiner Heimatstadt Nürnberg. Er hat eine Vorliebe für historische Recherchen, fotografiert gerne und ist somit ein geschätztes Teammitglied von Bayern-online.