Kirchen in Nürnberg

Allerheiligenkirche in Nürnberg

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Die Allerheiligenkirche in Kleinschwarzenlohe bei Nürnberg

Die Kirche wurde im Jahre 1448 erstmals urkundlich erwähnt und ist seither fast unversehrt.
Sie wurde im Stil der Gotik erbaut und durch großzüge Stiftungen der Kornburger Patrizierfamilie Rieter (s.a. Nikolauskirche) mit wertvollen Kunstschätzen ausgestattet.

Die Rieter waren eine Familie, die wahrscheinlich aus der Gegend Hassberge (Ebern) stammte und seit 1437 im Inneren Rat der Stadt Nürnberg vertreten war (Peter Rieter). Die Rieters haben ihr Vermögen im Fernhandel erworben. Kalbensteinberg und Kornburg wurden als Vorschickungen zur Sicherung des Familienbesitzes von Hans und Peter Rieter gestiftet. Der wohl bedeutenste Vertreter der Familie war Hans Rieter d. Ä. (1522 bis 84). Er war als "Kriegsmann" in kaiserlichen, spanischen und englischen Diensten und schließlich Nürnberger Kriegshauptmann und Diplomat. Hans Rieter (1564 bis 1626), sein ältester Sohn, trat im Jahre 1648 aus dem Rat aus und schloss sich der Fränkischen Ritterschaft an. Mit dem Tod dessen Urenkels starb das Geschlecht der Rieter im Jahre 1753 aus. In St. Johannis gibt es heute noch eine Rieter Straße.

Der Apostelabschiedsaltar der Allerheiligenkirche ist ein Frühwerk von Tilman Riemenschneider (Bildhauer und Bildschnitzer, geb. um 1460 in Heiligenstadt) aus dem Jahre 1491.

Die Allerheiligenkirche ist eine kleine Kirche mit viel Charme, von Wald und Feldern umgeben und wie der Name schon sagt, beherbert sie viele Heilige, die im Folgenden kurz genannt werden:

Die Heilige Barbara:
Sie ist drei Mal in der Allerheiligenkirche vertreten: einmal im linken Flügel des Katharinenaltares, dann in einem Fragment eines Altares aus dem Hause Rieter und schließlich an dem kleinen Reliquien- oder Hausaltar. Ihr Name kommt aus dem Griechisch/Lateinischen und bedeutet “Fremde” (Barbarin). Sie stammte vermutlich aus Nikodemien (dem heutigen Izmir in der Türkei) und starb im Jahre 306 den Märtyrertod.

Die Legende der Heiligen Barbara:
Sie war eine sehr schöne junge Frau, Tochter eines wohlhabenden Griechen, und weil sie so schön war, war ihr Vater um ihre Unberührtheit besorgt, so baute er einen Turm, in dem sie leben musste. Er glaubte seine Tochter in dem Turm in Sicherheit, auch als er eines Tages die Stadt verlassen musste. Barbara war allerdings nicht nur schön, sondern auch klug und nutzte die Abgeschiedenheit des Turmes um über alle möglichen Dinge nachzudenken und korrespondierte mit dem bedeutendsten Theologen der damaligen Zeit, Origines. Er bekehrte sie zum Christentum und sie ließ sich in dem Bad, das sie sich hatte einbauen lassen, taufen. Das einzige Fenster, das der Vater ihr gegönnt hatte, öffnete ihr den Blick zum Himmel und so lies sie es dreiteilig umbauen und erkannte darin die Dreieinigkeit Gottes: Gott Vater, Sohn und Hl. Geist. Als der Vater von seinen Reisen zurückkehrte und von den Veränderungen erfuhr und dass sie sich hatte taufen lassen, zeigte er seine Tochter an. Zunächst konnte sie fliehen, wurde aber bald gefasst, ins Gefängnis geworfen, grausam gefoltert und schließlich vom eigenen Vater enthauptet. Im Kerker soll ihr Christus selbst erschienen sein und ihr durch das Martyrium geholfen haben. Der Vater soll auf dem Nachhauseweg von einem Blitz erschlagen worden sein.

Die Attribute der Heiligen Barbara sind ein grünes Gewand, als Zeichen des Lebens aus dem Tod, ein Turm mit 3 Fenstern, der Abendmahlskelch, mit dem sie Sterbenden das Sakrament reicht und zur Trösterin auf dem letzten Weg wird. Bisweilen wird sie auch mit Schwert dargestellt. Sie gehört auch zu den 14 Nothelfern und soll angeblich gegen Blitzgefahr schützen.

Die Heilige Katharina
Der Name leitet sich vom griechischen Wort katharos, übersetzt "rein", ab (urspr. Aikaterine).
Katharina wurde in der Regierungszeit des Kaisers Maxentius (279-312), als Tochter des Königs Costus von Zypern, geboren. Sie war eine der schönsten und klügsten Frauen jener Zeit und soll mit den 50 weisesten Männern des Reiches in brieflichem Kontakt gestanden haben. Dabei gelang es ihr, sie vom christlichen Glauben zu überzeugen, zu dem sie sich selbst bekehrt hatte. Auch die Frau des Kaisers, Faustina, ließ sich heimlich taufen. Als dies der Kaiser erfuhr ließ er alle 50 Gelehrten verbrennen, seine Gemahlin enthaupten und Katharina, auf ein Rad binden um sie zu Rädern. Ein Blitz soll jedoch das Rad zerstört haben, so dass auch sie enthauptet wurde. Engel sollen ihren Leichnam auf den Berg Sinai getragen haben, wo heute noch das Katharinenkloster steht. Sie wird häufig mit Rad, Palme, Buch (Gelehrsamkeit) und/oder Schwert dargestellt. Aus Szenen ihrer Legende taucht sehr häufig das Motiv der Verlobung mit Christus auf. Dies ist soll ein Zeugnis ihrer Unabhängigkeit aller weltlichen Mächte gegenüber sein. Das Motiv war und ist in Italien auch ein beliebtes Brautgeschenk. Katharina gilt bis heute als Schutzpatronin für Wissenschaftler und Gelehrte. Der Altar in der Allerheiligenkirche ist eine Stiftung von Peter Rieter und seiner ersten Frau Elisabetha Truchseß von Pommersfelden. Er hatte das Patronat für die Kirche von 1488 bis 1502 inne. Der Altar soll aus dem Umfeld von Meister Berthold stammen, der viel für die Lorenzkirche in Nürnberg gemalt hat und auch Peter Rieter war eng mit St. Lorenz verbunden. Neben dem Apostelabschiedsaltar von Riemenschneider gilt er als bedeutendstes Kunstwerk der Allerheiligenkirche.

Den Heiligen Georg

Im hinteren Chorraum der Allerheiligenkirche findet man den Flügel eines kleinen Altars unbekannter Herkunft mit einer Darstellung des heiligen Georg mit dem Drachen. Der Name Georg stammt aus dem Griechischen und bedeutet Landmann. Der Heilige stammte wahrscheinlich aus Kappadokien und starb um 303 als römischer Soldat den Märtyrertod. Er wird am 23. April verehrt. Im späten Mittelater galt er als allgemeiner Volksheilger, in den Ostkirchen wurde er als "Groß-Märtyrer" verehrt. Er gilt als Schutzheiliger der Waffenschmiede, Bauern, Schützenbruderschaften und moderner Jugendbünde, v.a. der Reiter und der Pferde. Er ist seit dem 13. Jh. Englischer Nationalheiliger. Im Abendland, wo er zunächst mit Palme dargestellt wurde, wurde er spätestens seit den Kreuzzügen (1. Kreuzzug, 1096, 2. Kreuzzug 1147-49, 3. Kreuzzug 1189, 4. Kreuzzug 1202-04, 5. Kreuzzug, 1228, 6. Kreuzug, 1248-54, 7. Kreuzzug, 1270) als Reiterheiliger verehrt. Er wird zu Pferd dargestellt, wie er den Drachen tötet. Auf seiner Fahne und seinem Schild ist zumeist ein Kreuz zu sehen.

Die Legende vom Heiligen Georg:
Der Legende nach hauste in der Stadt Silena in Lybien ein Drache in einem See vor der Stadt und verpestete sie mit seinem Giftrauch. Jeden Tag mussten ihm zwei Lämmer geopfert werden, um ihn zu besänftigen. Als es keine Lämmer mehr gab, mussten die armen Menschen ihre Söhne und Töchter opfern. Schließlich traf das Los die Königstochter, die zum Opfer vor die Tore der Stadt geführt wurde. Da kam Georg geritten und versprach sie zu retten. Mit Kreuz und Schwert bezwang er den Drachen, so dass ihn die Königstochter wie einen folgsamen Hund in die Stadt führen konnte. Georg versprach den Bewohnern der Stadt, den Drachen zu töten, wenn sie sich zu Christus bekehrten und so geschah es. Der König ließ sich vor allem Volke taufen. In späteren Christenverfolgungen durch Kaiser Diokletian fielen viele wieder vom christlichen Glauben ab und der enttäuschte Georg wurde nach langem Maryrium enthauptet.

Den Heilige Laurentius
"Zur Grillsaison bietet sich nur ein Heiliger an, allerdings ein ganz Besonderer: Sein Kennzeichen, auf das er sich einmal stützt, das er ein andermal locker über der Schulter trägt, ist der Rost. An ihm ist er überall erkennbar, ein Heiliger mit Humor, ein Heiliger mit einem sehr ernsthaften und aktuellen Anliegen, ein Nürnberger Lokalheiliger: Der Heilige Laurentius, St. Lorenz. Seine Geschichte ist frech und überzeugend: Im Rom des 3. Jahrhunderts nach Christus war er Diakon und als solcher für die Pflege der Armen zuständig. Dem Kaiser Valerian war zu Ohren gekommen, dass Laurentius auch die Schätze der Kirche zu verwalten habe. Die waren bedeutend und angesichts maroder Staatsfinanzen hätte er sie notwendig gebraucht. Der Kaiser lässt Laurentius festsetzen, um die Herausgabe der Kirchenschätze zu erzwingen. Der findige Diakon bittet den Kaiser um drei Tage Freiheit, dann würde er ihm die Schätze der Kirche bringen. Der Kaiser gewährt die Frist. Laurentius trommelt seine Armen der ganzen Stadt zusammen und versammelt sie nach drei Tagen vor den Palasttoren. Der Kaiser traut seinen Augen nicht und fragt den Kirchenmann nach den Schätzen der Kirche. Der antwortet: "Da sind sie. Diese Armen sind die wahren Schätze der Kirche." Ob solcher Frechheit wurde er wieder gefangen genommen und zum Tod auf dem Rost verurteilt. Der heilige Lorenz wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Doch noch auf dem Feuer soll er dem Kaiser zugerufen haben: "Deine Kohlen sind mir Kühle!" (Zitat aus der Webseite der Allerheiligenkirche).

Kirchenführungen:

Jeden ersten Sonntag im Monat von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr in den Sommermonaten von Mai bis Oktober.
Ausserhalb dieser Zeiten werden Führungen für Gruppen nach Vereinbarung angeboten.
Das Heimatmuseum ist parallel zu den regulären Führungen geöffnet.

-Tilmann Riemenschneider:
Aus seiner Werkstatt stammen sehr viele Werke in ganz Mainfranken.
Im Folgenden einige davon: Der Heiligblutaltar (1501 bis 05, Rothenburg, Jakobskirche); Adam und Eva (1493, Würzburg, Mainfränk. Museum); Maria mit Kind (1493, Würzburg, Neumünster); Grabmal des R. v. Scherenberg (1496 bis 99, Würzburg, Dom); Altar in Greglingen mit der Himmelfahrt Mariens (1505 bis 10, Herrgottskirche); Dettwanger Altar (ca. 1505 bis 10); Grabmahl des L. v. Bibra (1519, Würzburg, Dom).

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Paul Giessner glänzt mit seinem fundiertem Wissen über die Geschichte und Kultur seiner Heimatstadt Nürnberg. Er hat eine Vorliebe für historische Recherchen, fotografiert gerne und ist somit ein geschätztes Teammitglied von Bayern-online.