Handwerkerhof in Nürnberg

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

Erstellt | Geändert

Der Nürnberger Handwerkerhof

Der Handwerkerhof ist die Nürnberger Sehenswürdigkeit mit dem besonderen Flair.

Die Geschichte des Nürnberger Handwerkerhofs

Die moderne Tourismusforschung belegt, dass Städte im Wettbewerb untereinander nur dann erfolgreich sind, wenn sie dem Besucher auch sympathische Erlebnisse bieten. Der Erlebniswert einer Stadt hat gerade in jüngster Zeit enorm an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt deshalb, weil wir uns zu einer Freizeitgesellschaft ersten Ranges entwickelt haben. So werden die Bürger in den Großstädten mit einer Vielzahl von Events und einem breiten Freizeitangebot konfrontiert. Begriffe wie Erlebnis-Gastronomie, Erlebnis-Einkauf oder Erlebnis-Meile spiegeln diese Entwicklung wider.
Mit dem Nürnberger Handwerkerhof gegenüber des Hauptbahnhofs wurde dieses Erlebniskonzept bereits frühzeitig und auf mustergültige Weise umgesetzt.

Eröffnung anlässlich des Dürerjahres 1971
Erbaut wurde der Handwerkerhof anlässlich des Dürerjahres 1971. Die Stadt suchte damals zur Abrundung des großen Geburtstagsprogramms für den berühmten Sohn der Stadt, Albrecht Dürer, noch nach einer zusätzlichen Attraktion für die Besucher aus aller Welt und die Bürger der Region.
Die Messespezialisten der AFAG Messen und Ausstellungen stellten sich der Herausforderung und so wurder unter der Leitung des damaligen Firmenchefs Helmuth Könicke Senior innerhalb von nur einer Woche ein Konzept für einen Handwerkerhof entwickelt. Probleme bei der Standortsuche und der Finanzierung konnten ebenfalls gelöst werden. Der heutige Standort im ehemaligen Waffenhof wurde aufgrund seiner historischen Bausubstanz gewählt, die noch heute das besondere Ambiente dieser Einrichtung prägt.

Der AFAG gelang es, innerhalb kürzester Zeit mit einem relativ bescheidenen Etat von 800.000 DM inmitten der alten Stadtmauern eine kleine Handwerkerstadt mit Geschäften und Werkstätten und zwei Gasthäusern zu errichten. In nur zwei Monaten wurde die Bauplanung erstellt und von der Stadt genehmigt. Dann wurde – in Abstimmung mit dem Denkmalschutz – die historische Bausubstanz des Waffenhofes saniert. Die neuen Häuschen mit ihren stilisierten Fachwerkfassaden, die Werkstätten und die gastronomischen Einrichtungen wurden von Messehandwerkern errichtet, wobei alles in Abstimmung mit dem Denkmalschutz geschah. Kurz darauf konnten die Handwerker, Geschäftsleute und Gastronomen einziehen. Pünktlich zum Beginn des Dürerjahrs wurde der Handwerkerhof am 1. April 1971 eröffnet. Die Begeisterung der in- und ausländischen Besucher übertraf alle Erwartungen und sie hält bis heute an.

Planer bewiesen Weitblick

Mit dem Konzept des Handwerkerhofes bewiesen die Organisatoren  Weitblick, denn noch heute ist diese liebenswerte Einrichtung eine Attraktion der Stadt, um die man die Nürnberger im In- und Ausland beneidet. Obwohl ursprünglich geplant war, den Handwerkerhof nach dem Dürerjahr wieder abzureißen, entschloss sich die Stadt aufgrund des großen Zuspruchs für die Beibehaltung dieser Einrichtung. Die Verwaltung des Handwerkerhofes liegt heute in den Händen der ORTOG, einem Tochterunternehmen der privaten Messegesellschaft AFAG, deren Geschäftsführer Heiko und Hermann Könicke sind, die das private Engagement für den Handwerkerhof fortführen.

Handwerker pflegen alte Nürnberger Handwerkstraditionen

Der Handwerkerhof erinnert daran, dass Nürnberg einst eine bedeutende Handwerkerstadt war. So werden in den kleinen Werkstätten des Handwerkerhofes noch heute alte Nürnberger Handwerkstraditionen gepflegt und handwerkliche Erzeugnisse von hoher Qualität hergestellt und verkauft. Die Besucher können den Handwerkern auch bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Natürlich führen die Handwerker auch Reparaturen aus und bewerten auf Wunsch auch antike kunsthandwerkliche Erzeugnisse und Sammlerraritäten.
Die Kunst der Glasveredelung erlebt man in der Werkstatt des Glasschleifers. Handmodellierte Puppen, Marionetten und Teddybären findet man in der Puppenstube. Besonders interessant ist die Arbeit des Zinngießers und in der Töpferwerkstatt entsteht Geschirr und Keramik: von klassisch bis modern. Handgefertigter Gold- oder Silberschmuck mit individuellem Design entsteht in der Werkstatt des Gold- und Silberschmieds. Die Herstellung von Produkten aus Leder, zeigt der Ledermacher und Bilder und Lampen aus Glas sowie Bleiverglasungen stehen in der Glaswerkstatt im Mittelpunkt. Im Blechspielzeugladen kommen die Liebhaber und Sammler von altem und neuem Blechspielzeug auf ihre Kosten. Ein Laden mit Holzspielzeug und der Kunstgewerbeladen mit seinen Geschenkideen und dekorativen Accessoires lohnen ebenfalls für einen Besuch. Kunst und Literatur aus Nürnbergs Partnerstädten findet sich in Dizzys Galerie und der Lebküchner zeigt wie die berühmten Nürnberger Lebkuchen hergestellt werden.

Kulinarische Stationen im Handwerkerhof mit typisch fränkischen Spezialitäten sind das Bratwurst-Glöcklein und die Fränkische Weinstube.

Standort des Nürnberger Handwerkerhofs
Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

Erstellt | Geändert

Paul Giessner glänzt mit seinem fundiertem Wissen über die Geschichte und Kultur seiner Heimatstadt Nürnberg. Er hat eine Vorliebe für historische Recherchen, fotografiert gerne und ist somit ein geschätztes Teammitglied von Bayern-online.