Kirchen in Nürnberg

Kirche St. Martha in Nürnberg

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Kirche St. Martha Nürnberg

Die Kirche St. Martha in Nürnberg

Der Sakralbau wurde 1356 als Gottesdienstraum für das Pilgerspital St. Martha geplant. Gestiftet wurde der Bau von Conrad Waldstromer d. Ä. und seiner Frau Agnes Pfinzing. Der Bau an der alten Straße nach Regensburg (heute: Königsstraße 75) wurde 1360 vollendet und im Jahre 1385 wurde die Kirche St. Martha eingeweiht.

Im Jahre 1400 wurde das Spital an die Stadt übergeben. Im Jahre 1526 wurde die Kirche im Zuge der Reformation (31.10.1517, Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers gegen den Ablasshandel des Papstes) geschlossen und diente fortan profanen Zwecken. Die Nürnberger Meistersinger trafen sich von 1572 bis 1620 in dem Gebäude und hielten Singschulen und Versammlungen ab. Auch schauspielerische Aufführungen wurde hier dargeboten (rechts neben dem Eingang steht: "spil der messerer"). Das Spital, vermutet man, war aber durchgehend in Betrieb. Erst ab 1627 fanden in der Kirche St. Martha wieder Gottesdienste statt. 

Im Jahr 1800 war die Epoche des Konfesionalismus in Nürnberg zu Ende gegangen, die keine andere Glaubensrichtung als die lutherische in der Stadt duldete. Die calvinistisch reformierte Gemeinde, geprägt v. a. durch Niederländer (niederländische Handelsgesellschaften) hatte sich 150 Jahre zum Gottesdienst nach Stein zurück ziehen müssen. Im Jahr 1800 wurde ihr schließlich St. Martha überlassen. In den Jahren 1800/09 wurde St. Martha als Pfarrkirche der reformierten Gemeinde anerkannt.

Gleich im Anschluss, in den Jahren 1909/10 erfolgte dann der Anbau der äußeren Seitenschiffe und die Errichtung der Sakristei.

In der Kirche sind die Glasgemälde der Chorfenster aus dem 14. und 16. Jahrhundert von herausragender Bedeutung.
Die Chorfenster sind hauptsächlich Einzelstiftungen angesehener Nürnberger Patrizierfamilien und sie zählen nach den Stifterfenstern in St. Sebald zu den frühesten erhaltenen Nürnberger Bildzyklen dieser Kunstgattung. Sie sind stilistisch eng verwandt mit der böhmisch-parlerischen Tradition.

Motive der wichtigsten Fenster sind: Die 15 Zeichen vor dem Jüngsten Gericht (Motive aus der Apokalypse, u. a. die rot verglühende Erde), die Kindheit Jesu, das Altarssakrament, die Passionsgeschichte, Geschehnissse zwischen der Auferstehung Christi und dem Tod Marias und das Jüngste Gericht.

Den Heiligen Jakobus findet man in einer Einzeldarstellung im vierten Fenster nördlich des Chorhauptes. Das südliche der beiden Ostfenster des Kirchenschiffes zeigt das Leben der heiligen Martha.

Der ehemalige Hochaltar der Kirche kam 1829 zusammen mit einem der Seitenaltäre in die Nürnberger Lorenzkirche. Der Taufstein stammt noch aus spätgotischer Zeit.

Die Kanzel wurde 1928 erneuert.

Nachdem im Jahr 1945 eine Bombe das Dach und das Chorgewölbe stark beschädigt hatte, wurde das Gebäude wieder aufgebaut.

Der Altartisch wurde im Jahre 1959 erneuert.

Zwei Gedenktafeln an der West- und Ostwand des Schiffes geben die Namen der Spital- und Kirchenpfleger zwischen 1356 und 1781 wieder.

Quellen:
"Auf dem Jakobsweg", von Nürnberg über Heilsbronn nach Rothenburg ob der Tauber, Wander- und Kulturführer, Hrsg.: Fränkischer Albverein, Verlag Seehars, 1995.
Baedeckers Nürnberg, Stadtführer von Karl Baedecker, Baedecker GmbH, 1986.
Stadtlexikon Nürnberg, herausgegeben von Michael Diefenbacher und Rudolf Endres, W. Tümmels Verlag, Nürnberg, 2000.
Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, Herausgeber Christoff von Imhoff, Verlag Albert Hofmann, Nürnberg, 1984.

Anschrift:
Kirche St. Martha
Königstr. 79
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/ 22 47 30

Öffnungszeiten:

Dienstag: 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Donnerstags: 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr
Jeden zweiten Samstag: 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr

Paul Giessner - Autor Nuernberg
Paul Giessner

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Paul Giessner glänzt mit seinem fundiertem Wissen über die Geschichte und Kultur seiner Heimatstadt Nürnberg. Er hat eine Vorliebe für historische Recherchen, fotografiert gerne und ist somit ein geschätztes Teammitglied von Bayern-online.