Militärfriedhof Nürnberg

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Der historische Militärfriedhof in Nürnberg

Der Militärfriedhof (Heldenfriedhof) in Nürnberg

Unmittelbar dem St.Rochusfriedhof angeschlossen ist der alte Militärfriedhof, ein Relikt aus der Zeit, in der Nürnberg Garnisonsstadt war.
Die Anlage geht auf eine Schenkung des Nürnberger Stadtlieutenants und Rotbierbrauers Lorenz Schmiedlein zurück. Er stiftete im Jahre 1689 150 Gulden „hiesiger Garnison und Soldatesca zur Erbauung eines Kirchhofs und Gottes-Ackers, so sich ohnmaßgeblich an St.Rochus-Kirchhof gegen die Schanz zuschließen“. Im Mai 1693 kaufte das reichsstädtische Kriegsamt im Sinne des Stifters das lang gezogene Geländedreieck zwischen dem St.Rochusfriedhof und den Befestigungswällen aus dem 30jährigen Krieg (heute Imhoffstraße) und noch im Herbst des selben Jahres wurde der Soldatenfriedhof eingeweiht. Sozialer Hintergrund war, den schlecht bezahlten Soldaten und ihren Familien eine günstige Möglichkeit für deren Begräbnisse zu geben. Auch nachdem Nürnberg 1806 bayerisch wurde, blieb der Friedhof als soziale Einrichtung bestehen. Es gab keine Grabgebühren, nur das ortsübliche Entgelt für Militärtotengräber. Die Kapazität des Friedhofs betrug 550 Gräber, die Belegungsdauer, „Umtriebszeit“ genannt, 10 Jahre. Im Ersten Weltkrieg reichte der kleine Friedhof für die Vielzahl der Gefallenen nicht mehr aus, weshalb auf dem Südfriedhof ein neues Gräberfeld für Soldaten geschaffen wurde. Im Jahre 1918 fanden die letzten Beisetzungen statt. Nach der Auflösung der Bayerischen Armee im Jahre 1919 wurde der alte Militärfriedhof geschlossen. Die Stadt erwarb am 4. März 1924 das Gelände mit allen Rechten und Pflichten.

Heute ist der parkähnliche Friedhof mit seinen teils verwitterten Grabsteinen während der Sommermonate für Jeden zugänglich. Man betritt ihn zum einzig südlichen Zugang durch ein zweiflügeliges, eisernes Gittertor. Gehalten wird es von gegliederten Sandsteinpfeilern mit Kugelaufsätzen, die mit den Wappen der reichsstädtischen Patrizierfamilien Paumgartner, Geuder, Grundherr und Ebner geschmückt sind. Mehrere Reihen einfacher Steinkreuze in Form des Eisernen Kreuzes auf der Rasenfläche erinnern an viele, vorwiegend sehr junge Soldaten, die im Ersten Weltkrieg in Nürnberg ihr Leben lassen mussten. Im hinteren Bereich des Friedhofes kann man knapp ein Dutzend aufwändig künstlerisch gestaltete Grabmäler bewundern, die im 19. Jahrhundert zu Ehren von verdienten höheren Offizieren der Bayerischen Armee errichtet wurden. Unter Anderem wares dies die Gräber von den Generalmajoren Wilhelm Freiherr von Jeetze (1785-1852) und Friedrich Herrmann (1779-1845), dem Generalleutnant und bayerischen Kriegsminister Georg Wilhelm von Le Suire (1789-1852) und anderen. Besonders imposant ragt an der Nordbegrenzung des Friedhofs (im dahinter abgetrennten Eck des Originalfriedhofes befindet sich übrigens ein kleiner Kinderspielplatz) umgeben von alten Bäumen, das klassizistische Grabmal des Karl Ritter von Theobald (1769-1837) heraus. Errichtet wurde es 1844 von der Witwe Charlotte Friederike für den Gatten und die Tochter Karoline. Vier Stufen führen zur reich verzierten Grabtumba, die von einer Bronzeplatte mit Helm und Rüstung eines antiken Kriegers bedeckt ist. Vier quadratische Steinpfeiler mit beschrifteten Bronzetafeln, krönenden Bronzeadlern und Löwenköpfen umrahmen das Monument und halten die Ketten. Erschaffen wurden die Bronzearbeiten vom Nürnberger Erzgießer und Bildhauer Jakob Daniel Burgschmiet (1796-1858). Auf der hinteren rechten Seite ist ein neu aussehender Sandstein-Grabblock aufgestellt. Er wurde bei Umgrabungen des Gartenbauamtes im März 2000 gefunden und restauriert. Der Grabstein von 1837 verweist auf Peter de la Motte, den ersten Garnisonsgeneral der französischen Besatzung unter Napoleon.

Vor der Umgrabungs- und Restaurationsarbeit des Gartenbauamtes war der historische Militärfriedhof die letzten Jahrzehnte verwildert und heruntergekommen. Dank dieser Initiative ist daraus jetzt neben dem St.Rochusfriedhof in der verkehrs- und häuserreichen Ecke von Gostenhof eine grüne Parkanlage mit morbidem Charme geworden.

Weiterführende Literatur: St. Rochuskirchhof zu Nürnberg – Epitaphien, Bürgerverein St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf (Hrsg.) Nürnberg 1989

Autorin: Silke Hillegeist

Unsere Autorin Silke Hillegeist ist Journalistin BJV, Werbetexterin und Lektorin. Als Theaterwissenschaftlerin M.A. und Kunstgeschichtlerin interessiert sich die Nürnbergerin mit einem Faible für Friedhöfe speziell für Kultur(-geschichte) und Lebensart ihrer Heimatstadt und Umgebung.

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